Aus den Augen verloren...

 

So viele liebe Menschen begegnen uns im laufe des Lebens. Sie begleiten uns ein Stück des Weges, und dann verlieren wir sie plötzlich aus den Augen. Dann findet man irgendwann ein altes Foto und erinnert sich...

Ach ja, das war doch ...

Auch ich habe, beim Durchstöbern meiner alten Fotos, einige gefunden, die mich an Menschen und an Geschichten erinnern. Viele sind aus meiner Kinder- und Jugendzeit und auch andere...

Da wäre "Cosette".
Sie war meine erste "Sandkasten"-Freundin. Wir haben viel zusammen gespielt und dann ist sie einfach weggezogen, wer weiss wohin...

Mit Cosette unterwegsmit Cosette beim Sandkasten


Eine Geschichte mit Cosette, will ich Euch nun erzählen.

Es passierte eines Tages, wir zwei waren in der Nachbarschaft unterwegs. Gegen Abend beschlossen wir, noch bei Cosette zuhause weiter zu spielen. Sie wohnte in einem Mehrfamilienhaus im 2.Stock.
Ich hätte eigentlich schnellstens Heim gehen sollen, weil ich dringend aufs Klo musste. Ich dachte aber, naja, ich kann ja bei Cosette schnell verschwinden.

Aber wie es so ist, kam alles anders. Ich war noch vor der Haustür mit Schuheausziehen beschäftigt, da kam meine kleine Freundin zurück zur Tür und sagte. "Mami sagt, es sei zu spät zum Spielen, und ausserdem schlafe der kleine Bruder schon, den würden wir sonst aufwecken"... und - peng !
die Türe war zu.

Nun sass ich da, konnte mich kaum bewegen, wo ich doch so nötig musste.... Es war schrecklich.

Ein Mann kam die Treppe rauf, hielt einen Moment inne und fragte freundlich, "was ist mit Dir, Kleine ?"
Ich schämte mich so sehr und hatte nicht den Mut zu sagen, "ich muss ganz dringend zur Toilette... "

Auch traute ich mich nicht, irgendwo im Haus zu klingeln und meine Not zu erklären.

So sass ich da und nach einer Weile, ich konnte nicht mehr anders, da machte ich mir einfach in die Hose... !

Ach war das schrecklich !
Und der Weg nach Hause war so beschwerlich. Dieses nasse, kalte, stinkende Paket in der Hose kniff und biss. Jeder Schritt war eine Qual. ...und was sage ich nun zuhause ?

Endlich war ich daheim und wurde gleich in die Badewanne gesteckt. Was mich sehr wunderte ist, dass die Tante Erna gar nicht schimpfte.

Ach das ist schon so lange her, wir waren damals nicht älter als 3 oder 4 Jahre alt. Was ist wohl aus Cosette geworden. Ich würde sie sicherlich nicht wiedererkennen.
Wer weiss, vielleicht sind wir uns im Laufe der Jahre einmal begegnet oder
vielleicht haben wir uns irgendwann, irgendwo, auf der Strasse, unerkannt, angelächelt.
Ich lächle immer wieder, über meine Geschichte mit Cosette... !

 

...und dann war da, André !

Wir gingen zusammen in den Kindergarten. Er war mein erster Freund und Kamerad. Auch bei ihm zuhause, wurde, wie bei Cosette, französisch gesprochen.

Wenn wir zusammen spielten, gab uns seine Mutter zum z'Vieri immer ein grosses Glas mit Süssmost und eine Scheibe Brot. Wir hielten dann die Brotrinde ins Glas, so dass sie sich vollsog. Hmm..., es schmeckte herrlich.
Ich habe immer wieder versucht, Brotrinde in Süssmost zu tunken, aber so herrlich wie bei André zuhause, hat es nie wieder geschmeckt.

Auch eine Geschichte mit André kommt mir in den Sinn. Auch sie ist irgendwie dramatisch und spannend. Lasst sie mir Euch erzählen.

Mit André, bereit für's Jugendfestmit André auf dem Weg in den Kindergarten

Irgendwann, haben wir im Kindergarten kleine Glasfläschchen bemalt. Es sollten Geschenke für unsere Mütter zum Muttertag werden.
Dann kam der grosse Tag, an dem wir sie mit nachhause nehmen durften. Ach war das spannend und auf dem Heimweg mussten wir unbedingt diese Fläschchen aus unseren "Znünitäschli" nehmen und unsere Kunst vergleichen.

Unser Heimweg führte an einem kleinen Bächlein vorbei. Da kam dem André eine Idee.
"Wir füllen die Fläschchen mit Wasser und trinken sie dann aus !" sagte er und kletterte runter zum Bach und füllte erst das Eine und dann auch das
Andere und wir tranken sie gleich aus.

Irgendwann in der Nacht wurde mir übel und am Morgen fühlte ich mich schlecht.
Dann rief die Mutter von André an und fragte nach, ob ich auch krank sei. Dem André sei es die ganze Nacht übel gewesen, und nun liege er mit Fieber im Bett. Der Arzt sei gerade da und mache sich Sorgen. Er meint dass André eine Vergiftung habe, aber niemand habe eine Ahnung warum und woher.

Da erzählte ich von unserer Geschichte mit den Fläschchen. Dass wir die Fläschchen mit Wasser aus dem kleinen Bach gefüllt und sie dann ausgetrunken hätten.
Das dumme an der ganzen Geschichte war, dass damals Abwasser von André's elterlichen Farbenfabrik direkt oberhalb der "Wasser-Schöpf-Stelle" in den Bach floss!

Wir mussten einige Tage im Bett bleiben, bekamen Haferschleimsuppe zu essen und mussten ein paar Pillen schlucken.
Ich bekam immer zu hören, dass der André viel braver sei und die Pillen, viel tapferer einnahm wie ich.
Irgendwann einmal, viel-viel später sagte er mir, dass seine Eltern genau das gleiche von mir behaupteten.


Ich könnte noch mehr Geschichten erzählen.
ZB. wie ich mich entsetzte, als er Maikäfer sammelte. Ich sehe heute noch den Schuhkarton vor mir, voll mit hunderten von Maikäfern.
....phuuu... es graust mir heute noch... wie das kribbelte und krabbelte...

Als wie dann zur Schule kamen, wurden wir in verschiedene Klassen
eingeteilt und haben uns dann aus den Augen verloren.




...dann war da "Peter" aus Düsseldorf

Er war der Sohn von Geschäftsfreunden von Onkel Armin und Tante Erna.

Irgendwann machten wir gemeinsam auf Insel Texel, in den Niederlanden, Ferien.

am Strand in Holland mit Tante Erna Am Sandburgen bauen mit unbekanntem Mädchen und Tante Erna

...ich liebte sie heiss, die Ferien in Holland.
Am Strand spielen, wenn der Wind vom Meer her wehte, und das Rauschen der Wellen etc....
Es war da immer was los.
Mit anderen Kindern Sandburgen bauen und Muscheln suchen.

Der Peter war viel kleiner als ich und sehr gut erzogen. Er hatte ein Stofftier dabei. "Lulatsch" nannte er ihn. "Er" war ein Hase mit langen Beinen und Ohren.

Meistens, wenn wir in Ferien fuhren, wurde ich krank. Diesmal hatte ich die Windpocken. Und weil ich ein paar Tage das Zimmer hüten musste, war mir schrecklich langweilig.
Doch der Peter hatte noch was Interessantes dabei. So viele verschiedene Bauklötzchen aus Plastik. Mann konnte sie zusammenstecken und viele Dinge Bauen. Sie hiessen LEGO !
Ich durfte damit spielen und war fast ein wenig traurig, dass ich "schwup-ti-wupp" wieder gesund wurde. (Übrigens, ich werde immer noch oft krank in den Ferien)


Carletta aus den Niederlande...
...habe ich in den Ferien kennengelernt.
...im Strandbad von Ascona.

Sie machte mit ihrer Familie jedes Jahr in einem Hotel in Ascona Ferien.
Sie kamen aus den Niederlanden angereist und weil ich ja ein paar Male vorher, auf Insel Texel in den Urlaub war, hatten wir sofort Kontakt viel Gesprächsstoff.
Viele Geschichten musste ich der Carletta erzählen, und über viele Jahre schrieben wir uns und trafen uns jählich, immer wieder in den Ferien, in Ascona !

Mit Carletta im Strandbad in Ascona


Mit 16 oder 17 Jahren vergnügten uns täglich im Strandbad.
Abends, wenn die Eltern an der Piazza flanierten, gingen wir Ruderboot fahren oder auch mal ins Kino (damals war "Help" von den Beatles das absolute Highlight). Und als wir dann älter wurden, stellten wir uns gegenseitig die Freunde vor.

Sie, Carletta, war Schuld, dass ich das erste Mal in eine Disco durfte. Wir tanzten Twist und hüpften in unseren Miniröcken nach " Puppet on a string" !

Mit von der Partie war da auch ein Junge... mein erster "Schwarm" !

Horst-Günter hiess er.... und kam aus Bittburg...!


Carletta, Horst-Günter und Silke im Strandbad in Ascona

...ach war das romantisch. Wir gingen Hand-in-Hand spazieren, und schmusten auf einem Ruderboot zu "Stangers in the Night" ...! Dieser Song war damals gerade der grösste Hit und lief dauernd im Radio oder dröhnte aus allen "Jukebox" der Caffee's und Restaurants auf der Piazza.
Er übersetzte mir den Text des Liedes und erzählte mir von seinen "Studien"-Plänen.

Wir schrieben uns dann ein ganzes Jahr lang, mindestens wöchentlich !, und ich war ja so verliebt.

Er schenkte mir zu Weihnachten einen Kugelschreiber. Keinen gewöhnlichen, nein ! Einen "MontBlanc" !
Leider habe ich ihn irgendwann verloren. Schade...!
Im darauffolgenden Jahr trafen wir uns wieder. Und ich freute mich ja so sehr. Aber leider wurde ich enttäuscht. Er fand, dass Bittburg zu weit weg sei für eine feste und dauerhafte Freundschaft.

Immer wenn ich Frank Sinatra's "Strangers in the Night" höre, denke ich an ihn und an diese schwärmerische Zeit.
Ob er es wohl auch tut ?

Horst-Günter
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